Vorbildliche Sanierung 2014
Anschrift: Beesem Nr. 3
Eigentümer: Katharina und Joachim Herms
Die Jury:
Kerstin Duncker, Ralf Pohlmann, Jürgen Weinhold, Ilka Burkhardt-Liebig
Die Hofanlage Beesem Nr. 3 ist bebaut mit einem Vierständerhallenhaus von
1865, einer Scheune von 1872 und einem Schweinestall mit Backhaus von 1900.
Im Jahre 1980 wurde die Scheune um den Anbau eines Pferdestalls, sowie der
Errichtung einer Reithalle erweitert.
Während die Scheune und das Stallgebäude mit Backhaus im Laufe der Zeit
Erneuerungen erfahren haben, so war bei dem Wohnwirtschaftsgebäude bis zum
Eigentümerwechsel durch Herrn und Frau Herms bisher nur die Giebelfassade mit
Toreinfahrt zum Dorfplatz hin "überarbeitet" worden. Die Gefacheausmauerungen dieser Giebelfassade wurden erneuert, das Fachwerk
gestrichen. Im Bereich des Wohnteils wurde auf der nordwestlichen Seite ein
ehemalig vorhandener Anbau zurückgebaut.
Hinzuweisen ist außerdem auf die historische, einzig wesentliche Umbauphase
des Vierständers um 1920, bei der ein neuer Seiteneingang mit dazugehörigem
großzügigen Flur (mit Deckenbemalung und typischen Zementfliesen-Fußboden)
und den in diesen Flur hineinragenden Einbau einer Schlafkammer mit einen
Zugang von der Eckstube. Die Butzenausstattung ist bis heute erhalten
geblieben.
Wahrscheinlich wurde in derselben Umbauphase auch der Schornstein in der
Küche errichtet und ebenso das Strohdach durch ein Ziegeldach ersetzt.

Bei der nun von den neuen Eigentümern ausgeführten Instandsetzung und
Modernisierung des Hauses wurde auf einen größtmöglichen Erhalt der
historischen Substanz geachtet. Das Fachwerk wurde, soweit erforderlich
zimmermannsmäßig repariert. Hierbei galt der Leitspruch "soviel wie nötig,
so wenig wie möglich". Die Fachwerkausfachungen konnten erhalten werden und
wurden lediglich durch "Nachverfugen" instandgesetzt.
Die Dacheindeckung konnte ebenfalls erhalten werden. Die neue Nutzung als
reines Wohngebäude bleibt auf das Erdgeschoss begrenzt, was dem
denkmalgeschützten Gebäude entgegenkommt.
Bei der Erneuerung der Fenster ist zwischen den bauzeitlich angelegten
Fenstern im Wohnteil und den Fenstern bzw. zusätzlichen Fenstern im
Wirtschaftsteil zu unterscheiden.
Für die Fenster im Wohnteil wurde auf ein noch vorhandenes Fenster in der
Upkammer mit einer barocken Fensterteilung zurückgegriffen. Dieses
bauzeitliche Fenster wurde für die Detaillierung der Fenster im Bereich der
Eckstube und den anderen Fenstern im Wohnteil als Grundlage herangezogen.
Die noch vorhandenen Fensterläden sollen langfristig wieder eingebaut
werden, um das vollständige Bild der bauzeitlichen Gestaltung aufzugreifen.
Das bauzeitliche Fenster der Upkammer wurde restauriert und durch ein innen liegendes, 2-flügeliges Fenster energetisch ertüchtigt.
Die Belichtung des ehemaligen Wirtschaftsteils, der nun zum Wohnen umgenutzt
wurde, wird durch bereits vorhandene Öffnungen (Luken, Stalltüren,
Dungtüren, Grot Dör) und zusätzlich hinzugefügte Öffnungen ermöglicht.
Hierbei wurde versucht die Gestalt der neu angelegten Fenster entsprechend
der bereits vorhandenen Luken umzusetzen. Die Gestaltung der Fenster hebt
sich deutlich von der Gestaltung der Wohnteilfenster ab. Sie sind kleiner
und lediglich mit einer Verleistung eingebaut. Die Farbgebung ist in einem
Grauton ausgeführt worden, der sich dem verwitterten Fachwerk angleicht und
einen warmen, grünlichen Kontrast zu den naturroten, ziegelsichtigen Ausfachungen bildet. Die neuen Fenster fügen sich so gut in des Gesamtbild
ein.
Vorhandene Türen wurden erhalten und aufgearbeitet, insbesondere auch die
Grot Dör, die weiterhin original nach innen geöffnet werden kann.
(Vorschauer)
Auch im Innern wurde auf eine stilgetreue Gestaltung geachtet, welche die
Wahrnehmung eines ursprünglichen Bauernhauses erhält. Besonders zu erwähnen
ist hierbei der Erhalt historischer Bauteile wie z.B. vorhandene einfache
Holzstiegen und Stalltüren, bei denen sowohl die geschmiedeten Beschläge als
auch die patinierten Farbanstriche erhalten blieben.
Die Dämmung der Außenwände wurde mit Holzweichfaserplatten und Lehmputz
ausgeführt, Fußböden wurden mit Perliteschüttung gedämmt, die Decken
erhielten oberhalb eine Hanfschüttung.
In der Eckstube wurde energetisch eine geringere Dämmung aus Weichfaser
vorgesehen, um die historische Wandvertäfelung erhalten zu können.
Kompensiert wird diese geringere Dämmung über die Installation einer
beheizten Sockelleiste.
Durch eine solarthermische Anlage zur Warmwassererzeugung und
Heizungsunterstützung auf dem Backhaus, konnte der regenerativen
Energieerzeugung Rechnung getragen werden. Außerdem befindet sich in der
Wohndiele ein Holzbrennwertofen mit Wasserführung.
Das große Verständnis der Eigentümer für die historischen Gegebenheiten des
Hauses und das Zusammenwirken von Bauherren und Planer mit dem Denkmalschutz
hat zu einem Gebäude geführt, welches mit dem Preis für die vorbildliche
Gebäudesanierung 2014 des Rundlingsvereins geehrt wird.
Lüchow, den 13. September 2014
Kerstin Duncker. |






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