Vorbildliche Sanierung 1993

Objekt: Umbau des Gemeindehauses

Standort: Küsten

Eigentümer: Evangelische Kirchengemeinde Küsten
 

 

 

Die Jury
Architekten Blaffert, Schmitz-Mohr, Weinhold, Witt

Ansicht

Lage und Erschließung
Das im Ortskern von Küsten in unmittelbarer Nähe der Kirche und des Rundlingsplatzes gelegene alte Pfarrhaus beherbergte bereits seit einigen Jahren Räume für eine Kindergruppe und für die Gemeinde. Im Zuge früherer Umbaumaßnahmen waren die ursprünglichen Sprossenfenster durch Einscheibenfenster mit Kämpfern ersetzt worden und als das Äußere wesentlich verändernde Maßnahme war die alte Grot Dör entfernt, die ursprüngliche Öffnung verkleinert und mit einem Segmentbogenfenster verschlossen worden.

Erscheinungsbild und Nutzung
Der im Jahre 1992 durchgeführte Umbau nahm sich dieser Veränderungen gezielt an. Zunächst wurden im Inneren – bei Erhaltung des statischen Gefüges – die Raumnutzungen verändert. Der bisher an der Nordseite gelegene Kindergruppenraum wurde an die Südseite verlegt, der Gemeinderaum an die Nordseite, das früher als Wohnung genutzte Obergeschoss erhielt weitere Räume für die Gemeindearbeit. Die gesamten Sanitäranlagen wurden erneuert und der im Erdgeschoss gelegene Gemeinderaum erhielt eine Küche.

Trotz der veränderten Nutzungen hat das alte Pfarrhaus dank der behutsamen Sanierung seinen Charakter erhalten. Am Äußeren wurde nicht nur die Grot Dör durch Entfernen der späteren Zubauten und Ersetzen fehlender Elemente wieder hergestellt und durch ein großzügiges Glas-Schiebeelement verschlossen, sondern die Fenster am gesamten Gebäude erhielten wieder die für die Maßstabsbestimmung wichtige Sprossenteilung. Auf den hellen Gefachen zeichnet sich das wohl proportionierte dunkelbraune Fachwerk ab. Das zur Straßenseite lediglich durch den Zwerchgiebel über dem Eingang unterbrochene Dach aus roten Tonhohlpfannen unterstreicht die harmonische Einheit. Ein blaugrauer Farbton, behutsam an der Eingangstür, Gesimsen, Grot Dör und Blendrahmen der Fenster eingesetzt, verleiht dem Äußeren einen freundlichen Charakter.

Außenanlagen
Die ursprüngliche Einfriedung, bestehend aus hell verputzten Mauerwerkspfeilern mit unterschiedlich hohem Sockel und dazwischen gehängtem dunkelbraunem Holzstaketenzaun, bildet den notwendigen Abschluss zum Straßenraum. Der Hof selbst zwischen Haupt- und Nebengebäuden ist teils mit Feldsteinpflaster, teils mit rotem Ziegelpflaster belegt. Unmittelbar vor der Grot Dör befinden sich einige größere Steinplatten, die diesen Bereich durch das Zusammentreffen der 3 unterschiedlichen Oberflächenbefestigungen etwas unruhig erscheinen lassen.

Zusammenfassung
Das Gebäude ist beispielhaft gerade durch seine Unaufdringlichkeit hinsichtlich der Gestaltung, der Materialien, der Farben und sonstigen Zutaten. Der Bauherr, die evangelische Kirchengemeinde Küsten, und der Architekt liefern ein beredtes Zeugnis dafür ab, dass unsere historischen Bauten nicht nur einen charakteristischen Rahmen für eine Vielzahl neuer Nutzungen geben können, sondern darüber hinaus hinsichtlich Anforderungen an Technik und Komfort keine unvertretbaren Kompromisse erfordern, wenn mit Ideenreichtum und Einfühlsamkeit gearbeitet wird.