Rundlingsverein
Verein zur Förderung des
Wendlandhofes Lübeln
und der Rundlinge e.V.

 

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Rundlinge im Wendland
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Forschungsprojekt archäologische Grabung
von Rundlingswüstungen im Wendland
 

 

Vorbereitung

Überlegungen für mögliche Magnetbilder und spätere archäologische Untersuchungen

Etwa 70 Orte, die vor Jahrhunderten im Wendland, aufgegeben wurden und wüst fielen, sind dem Namen nach bekannt, aber die genaue Lage dieser Wüstungen ist nur schwer festzustellen. Der Rundlingsverein hat sich vorgenommen, eines dieser Dörfer zu finden und durch eine archäologische Grabung die mittelalterliche Siedlungsstruktur der Rundlinge zu erkunden. Erste Analyse

Wüstungen können Dörfer, Weiler oder einzelne Höfe sein. Aus schriftlichen Quellen des Mittelalters und der frühen Neuzeit ergeben sich laut Anneliese Krenzlin 59 und nach Wolfgang Meibeyer 76 Orte, die wüst gefallen, aufgegeben worden sind. Die meisten dieser Orte sind vor 1350 erwähnt, tauchen aber in den Listen nach 1450 nicht mehr auf.

Zwei Drittel der Orte liegen im Hohen Drawehn und sind heute zumeist stark bewaldet. Dies ist für das Projekt ein Ausscheidungskriterium für die Auswahl möglicher archäologischer Untersuchung.
Auswahl
Nach Beratung durch Wolfgang Meibeyer hat Adrian Greenwood elf Wüstungen in engere Wahl und im Herbst 2018 persönlich die Areale in Augenschein genommen.

Sodann wurde ein Archäologen- und Historikerteam von der Universität Leipzig gefunden, bestehend aus Dr. Jens Schneeweiss, Prof. Dr. Matthias Hardt und Anna Bartow. Sie besuchten im März 2019 ein Wochenende lang das Wendland, um in einer ersten Voruntersuchung sechs in die engere Auswahl genommene Areale mit wissenschaftlichem Blick zu beurteilen und mittels Drohne Luftaufnahmen zu erstellen.

Die Auswertung ergab, dass die drei Areale Prilop bei Clenze, Klein Satemin und Rupenthien bei Blütlingen keine teure weitergehende Untersuchung sinnvoll erscheinen lassen.

Drei Areale wurden aufgrund von Scherbenfunden und erkennbaren ehemaligen Wegen für die eigentliche Voruntersuchung mit archäologischen Magnetbild-Prospektionen vorgesehen. Dazu gehören die beiden vermuteten Rundlingswüstungen Breese bei Güstritz und Schwendel bei Clenze sowie zwei benachbarte ehemalige Hofstellen im Rundling Granstedt.

Die Kosten für diesen Schritt (kalkuliert mit 3000 Euro) wird der Rundlingsverein übernehmen. Der Verein hofft, dass sich mindestens ein Areal als viel versprechend für eine konkrete archäologische Grabung herausstellt. Dafür müsste es dann allerdings öffentliche Gelder geben.

Perspektive

Der nächste Schritt ist nun, mit den Bauern, die diese Fläche bewirtschaften, einen geeigneten Zeitrahmen (nach der Ernte und vor der Neubestellung) abzusprechen und die Genehmigung zum Betreten einzuholen.

Die Aufnahmen können noch im Jahr 2019 im Rahmen eines Seminarprojekts von Studenten der Uni Leipzig erstellt werden. Nach der Auswertung mit erhofftem positiven Ergebnis kann dann die in der Regel länger dauernde Planung einer oder mehrerer Grabungen stattfinden und vor allem die Finanzierung durch Fördergelder sicher gestellt werden.

 

Diskussion auf dem Dorfplatz von Granstedt über die Untersuchung der leeren Hofparzellen (links neben dem Vierständerhaus) mit der Fragestellung der Hausforscher zur Gebäudegröße und Architektur vor der Zeit der Hallenhäuser.

 

 

Die genaue Lage ist nirgends belegt. Aber Prof. Meibeyer konnte anhand von Flurkarten die ungefähre Lage ermitteln und grob kartieren.

 

Prof. Hardt und Anna Bartow (mit Drohne) auf dem Gelände, wo Klein Satemin (Prilip) vermutet wird.

 

Wieder Einfangen der Drohne

 

Erster Blick auf die erstellten Fotos

 

 

Fortschritt im November 2019    
 

Bei der Infoveranstaltung für die  betroffenen Landwirte konnten Bedenken ausgeräumt werden und letztlich haben alle Bewirtschafter einer oberflächlichen Begehung im November mit technischem Gerät zugestimmt.

Im November wurden im Rahmen eines Seminars von acht Studierenden der Universität Leipzig unter der Leitung von Prof. Matthias Hardt (Leipzig), Anna Bartow (Halle) und Dr. Jens Schneeweiß (Kiel) die archäologischen Magnetbild-Prospektionen bei Güstritz und bei Clenze vorgenommen.

Wegen der unerwartet hoch gewachsenen Gründüngung stellte sich das Bewegen der Apparatur mit den Magnetfeldmessgeräten über große Flächen als beschwerlich dar und es konnte an zwei vollen Tagen nicht das gesamte Pensum durchgeführt werden. Es liegen nun aber große Datenmengen vor, deren Auswertung die Seminarteilnehmer einige Zeit in Anspruch nehmen werden.

 

Der Rundlingsverein ist gespannt auf die Ergebnisse dieser Voruntersuchung und ob die genaueren Analysen archäologische Grabungen rechtfertigen werden. Allerdings besteht wenig Hoffnung, tatsächlich eine Siedlungsstruktur zu erkennen, weil die mittelalterlichen Gebäude ohne Fundamente oder Pfähle im Boden kaum Hinweise hinterlassen haben. Feuerstellen, Brunnen, Gruben könnten aber gefunden werden. Jedenfalls bestätigen die zahlreichen Oberflächenfunde eine frühere Besiedlung auf diesen Flächen.

Für die dreitägige Unterkunft der Beteiligten im Schwarzen Hahn in Lensian übernahm der Rundlingsverein die Kosten.

 
EJZ vom 22.11.2019

 

     
 

Beim Reinigen und Archivieren der gefundenen Scherben.

 

Juli 2020    

Grabung im Rundling Granstedt
Die CORONA-Pandemie bedeutet auch für das Projekt „Wüstungen im Wendland“ des Rundlingsvereins erst einmal eine Pause, da die Studierenden der Universitäten Leipzig und Halle weder ihre Daten auswerten konnten, noch eine geplante Fortsetzung der Aufnahmen bei der Wüstung Breese (zu Güstritz) in diesem Jahr durchgeführt werden kann.
Trotzdem gibt es Neues zu berichten: mit Jens Schneeweiss und seiner Frau, sowie Anna Bartrow, Matthias Hardt und zwei Studierende nahmen sich diese vier Archäologen sowie angehenden Archäologen vom 19.-24.07.2020 eine Untersuchung im Rundling Granstedt vor. Das heutige Grundstück von Dr. Harre umfasst drei frühere Hofstellen, auf denen bis um 1900 noch drei Hallenhäuser standen, die nach einem Brand abgetragen wurden. Heute sind diese Standorte der Häuser Wiesenland, die alten Grenzen aber noch durch Reste der Grundstücksmauern deutlich zu erkennen.
Ziel der Grabung war es, durch einen quer über die drei Parzellen laufenden Graben etwas über die Historie der Hofstellen zu erfahren. Nach Auswertung der Verkopplungs- bzw. historischen Katasterkarte wurde ein Schnitt gelegt für den Erkundungsgraben. Das Ausheben war schwere Arbeit in dem verdichteten trockenen Boden unterhalb der Grasnarbe. Zunächst war am zweiten Tag außer Scherbenfunden wenig zu entdecken. Aber es gab mitten im Graben einen Knochenfund: hier wurde vor langer Zeit einmal ein Hund begraben, nur wenig unter der Oberfläche. „In Granstedt liegt der Hund begraben – nun wissen wir auch genau, wo“, war der erste scherzhafte Gedanke!
Interessanter war dann aber auf der rechten Hofparzelle ein freigelegtes etwa 2m breites Steinpflaster, klar erkennbar mit großen Schlusssteinen an der Außenseite, klar als Teil eines Hauses zu erkennen. An dieser Stelle wurde am dritten Tag weiter gegraben.
Eine Vielzahl von Scherben und anderen Fundstücken aus verschiedenen Zeitfenstern kann erst später gesichtet und genauer datiert werden. Aber nach dem ersten Blick gab es sowohl Fundstücke aus der Zeit der um 1900 abgebrannten Häuser, als auch mittelältere Keramik.
Neben Interessierten an der Grabung aus dem Wendland schaute sich auch der für Grabungen im Wendland zuständige Referatsleiter Dr. Mario Pahlow vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege, Regionalreferat Lüneburg die Grabung in Granstedt an.
Ein genauer Grabungsbericht folgt.