LOCAL AWARD CEREMONY
für den Rundlingsverein in Lübeln
Europa Nostra hat es sich zur Regel gemacht, die in einer großen
europäischen Veranstaltung (siehe Oslo) vergebenen Preise jeweils
vor Ort in einer nationalen Feier noch einmal zu überreichen. Dieser
Festakt fand für den Rundlingsverein in Lübeln im Freilichtmuseum
Wendlandhof statt.
Planen und vorbereiten musste der Verein selbst und erhielt dabei
große Unterstützung vom Landesamt für Denkmalpflege, vom Landkreis,
von der Samtgemeinde Lüchow, von der Gemeinde Jameln und zahlreichen
Helfern. Verbunden wurde die Veranstaltung mit dem jährlichen
Rundlingstag, an dem zunächst auch die
Jahreshauptversammlung des Vereins stattfinden muss.
Mit der umfangreichen Vorbereitung gelang es, diese Veranstaltung im
normal geöffneten Freilichtmuseum durchzuführen und damit erneut die
Leistungsfähigkeit der Belegschaft des Wendlandhofs zu erweisen.
Frau Raeder und Frau Rutzen begrüßen die
Gäste am Eingangstor. Hier wurde den 120 geladenen Gäste das Programm mit
einem Lageplan der Veranstaltungsorte im großen Geländes des
Freilichtmuseums überreicht.
Für die Vereinsmitglieder, die schon zur
Jahreshauptversammlung anwesend waren, und für die
ankommenden Gäste gab es am "Kinderaktionshaus" Getränke
und die traditionellen Schmalz- und Leberwurstbrote,
bereitet von Karin Meier-Kirstein und Michael Kablitz.
Hier hatte auch der Rundlingsverein seinen Büchertisch
aufgestellt.
Um 11.00 Uhr begann die Festveranstaltung im
vollbesetzten
historischen Dreiständerhaus, dem "Heimathaus" des Museums
mit Grußworten und Vorträgen.
Jürgen Schulz, Landrat des Landkreises Lüchow-Dannenberg
Prof. Dr. Stefan Winghart, Präsident des
Niedersächs. Landesamtes für Denkmalpflege
Dagmar von Reitzenstein, Niedersächsisches Ministerium für
Wissenschaft und Kultur
Peter Thran, Ecovast (European
Council for the Village and Small Town)
Ilka Burkhardt-Liebig, 1. Vorsitzende des Rundlingsvereins, stellte
die Geschichte und die Leistungen des Rundlingsvereins in 46 Jahren
ehrenamtlicher Arbeit dar. Die Ziele des Vereins bleiben aktuell:
"Das Rundlingsgefühl zu stärken und zu bewahren, eine liebenswerte
historische Siedlungslandschaft zu schützen, die es bis heute geschafft hat,
Menschen zu bewegen, sich zu engagieren und die Dorfgeschicke in die eigenen
Hände zu nehmen für ein Leben miteinander trotz unterschiedlichster Herkunft
und verschiedener Lebensauffassungen."
Der Rundlingsverein setzt sich ein "für die Anerkennung dieser
Siedlungsform als besonders erhaltenswert ausgewiesenes Siedlungsgebiet und
langfristig auf Anerkennung als Unesco-Weltkulturerbe."
Herr Thran, Frau von
Reitzenstein, die Fürstin und der Fürst zu Sayn-Wittgenstein, Herr Schulz, Herr
Jaspaert, Frau Burkhardt-Liebig
Alexander Fürst zu Sayn-Wittgenstein, Vizepräsident von
Europa Nostra,
trug die Laudatio vor, in der er die Vielfalt des europäischen Kulturerbes
als historisch durch zahlreiche Einflüsse gewachsen wertschätzte und aktuell
für weitere Einflüsse offen darstellte. Die Flüchtlingswelle wird uns "...
neue Mitbürger schenken, die den vielfältigen Schatz unseres kulturellen
Erbes noch weiter bereichern ..." (An dieser Stelle kam es fast zu einem
Sonderapplaus.)
Im Übrigen bezog sich die Laudatio auf die Rundlingslandschaft und die
Leistungen des Rundlingsvereins aus europäischer Perspektive.
"Dieser Einsatz war und ist ganz offensichtlich nicht nur zielorientiert und
wirkungsvoll, er gilt für unsere Jury auch als beispielgebend für ähnliche
Bemühungen der Zivilgesellschaft, in anderen Teilen unseres Kontinents ihr
regionales und unser europäisches Kulturerbe zu bewahren. Wir sprechen hier
von „the power of example“, der Ausstrahlungskraft eines guten Beispiels auf
die Bemühungen anderer."
Der Europa Nostra Award wurde symbolisch wie
eine Stafette durch die Kette der ehemaligen Vorsitzenden
weitergereicht, denn die Ehrung bezieht sich auf die
Jahrzehnte lange Arbeit des Vereins unter einer Abfolge von
Vorsitzenden. Vertreten wurden sie durch durch einige noch
lebende ehemalige Vorsitzende.
Sie stehen für ungezählte aktive Mitglieder der jeweiligen
Zeit.
Anschließend enthüllte der Fürst die Bronzeskulptur, für
die zwischenzeitlich durch die Mitarbeiter des Museums eine
würdige Stehle hergerichtet worden war.
Frühere und derzeitige Vorstandsmitglieder mit
dem Fürsten:
Marie-Luise
Claasen, Klaus Poggendorf, Raimund Grote, Norbert Distler,
Wolfgang Jürries, Klaus Krüger, Adrian Greenwood, Karin
Meier-Kirstein, Ilka Burkhardt-Liebig, Heinz-Herman Breuer,
(der Fürst), Jürgen Weinhold, Burghard Kulow.
Für
den Sektempfang und das weitere Catering in der Mittagspause
sorgte das Kartoffelhotel Lübeln. Im historischen
Zweiständerhaus, dem "Parum Schultze Haus", wurde das
Mittagessen ausgegeben. Das Festzelt hatte die Gemeinde Jameln
großzügig zur Verfügung gestellt.
Zeit für Gespräche:
Prof. Dr. Stefan Winghart (Landesamt für
Denkmalpflege) und Alexander Fürst zu Sayn-Wittgenstein
(Europa Nostra)
Piet Jaspaert (Europa Nostra) und Prof.
Michael Schmidt (Institute for Heritage Management, Cotbus)
Mit Musik und Tanz unterhielten “De
Wendländer” mit ihren farbenfrohen wendländischen Trachten
Nachmittag
Ilka Burkhardt-Liebig, Mariann von Redecker, Kerstin
Duncker
Zum Rundlingstag gehört die Vergabe der
Auszeichnung für vorbildliche Sanierung eines
denkmalgeschützten Hause, die der Rundlingsverein seit
20 Jahren jeweils einmal im Jahr vergibt. Frau von Redecker erhielt die Plakette
für ihr Haus in Zargleben besonders für die
bemerkenswerte Restaurierung der alten
Schablonenmalerei. Die Laudatio hielt Frau Duncker vom Amt für Denkmalpflege im Landkreis.
Mehr darüber unter
Vorbildliche. Sanierung. Die zugehörige
Fotoausstellung konnte in der "Durchfahrtscheune", dem
Haus der Rundlinge, betrachtet werden.
Festvortrag
In seinem wissenschaftlichen Fachvortrag gelang es Prof.
Dr. Wolfgang Meibeyer die ferne Vergangenheit der
Rundlingslandschaft mit einprägsamen Worten kurzweilig
darzustellen. Die Genese der Siedlungsform und ihr heutiges
Erscheinungsbild mit den historischen Hallenhäusern
führten die Zuhörer überzeugend zu seinem Credo, das er schon im Titel seines
Vortrags ausdrückte:
"Wendland-Rundlinge und Hallenhäuser - Eine einmalige
kulturhistorische Synthese in Mitteleuropa"
Schon lange wirkt Herr Meibeyer für den Rundlingsverein als
wissenschaftlicher Begleiter und arbeitet intensiv an der
Schriftenreihe des Vereins mit, in der nun sein Vortrag als
Nr.2 erschienen ist. Siehe
Publikationen.
Auf dem Gelände begegnete
man Schülerinnen, die sich in wendländischen Trachten
unter die Gäste gemischt hatten. Andere Schüler des
Gymnasiums Lüchow hatten ihre Werke aus dem Seminarfach
über Rundlinge im Rundlingshaus ausgestellt.
Im Nachmittagsprogramm trat eine weitere wendländische
Trachtengruppe auf: Die Öwerpetters, ebenfalls mit eigener
Musikgruppe.
Adrian Greenwood und Ilka
Burkhardt-Liebig im Gespräch mit Undine Stiwich,
Leiterin der Trachtentanzgruppe Öwerpetters.
Samtgemeindebürgermeister
Hubert Schwedland, Jürgen Weinhold und Kerstin Duncker
Es gab Gelegenheit, das gesamte Museum zu
besuchen und mit den Handwerkern zu sprechen.
In der Töpferei arbeitete Susanne Josy, in der
Schmiede Frank Horch, in der Stellmacherei Herbert Eberts und
im Backhaus bot Heio Görtzen frisch gebackene Holzofenbrote
an.
Zum Ausklang wurde auch der Dorfplatz
einbezogen und es gab Kaffee und Kuchen beim Hotel Avoeßel.
Danksagung des Vorstands
an die zahlreichen Helfer, die zum
Gelingen der beiden Tage in erheblichen Maße beigetragen haben.
Dazu gehören auch die Mitarbeiter aus der Samtgemeinde und aus
dem Kreishaus insbesondere für die Kommunikation und
Koordination mit dem Landesamt und mit Europa Nostra. Zahllose
Mails, Telefonate und Briefe gingen zwischen den Beteiligten hin
und her.
Die gelungene Zusammenarbeit von Samtgemeinde,
Landkreis, Landesamt, Ministerium, Europa Nostra, Museum
Wendlandhof, Gymnasium Lüchow, Kartoffelhotel, Hotel Avoeßel, Stipendiatenstätte,
IG Bauernhaus, Dorfgemeinschaft Schreyahn und
dem Rundlingsverein hat eine bemerkenswerte Qualität erreicht.