Eigentümerin: Karsten und Dagmar Palzer,
Termin: 8.1.2013,
Besichtigt von Knut Hose
Das Gebäude befindet sich insgesamt in einem guten, wenig
veränderten Zustand. Lediglich die Traufwände wurden durch massive
Wände ersetzt. Ca. 1976 wurde eine grundlegende Modernisierung
durchgeführt, allerdings ohne große Eingriffe in die vorhandene
Struktur. In diesem Zustand wurde eine überdimensionierte
Schwibbogenanlage errichtet, ob vorher noch ein bauzeitlicher
Schwibbogen bestand, ist unbekannt. |
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Baugeschichte
Das Gebäude wurde 1848 nach einem Großbrand errichtet. Es ist
davon auszugehen, dass die übrigen Gebäude des Ortes bis ins Detail
sehr ähnlich ausgeführt wurden.
Bemerkenswert ist, dass das Gebäude ohne Schornstein mit offener
Feuerstelle im Flett errichtet und dann auch sehr lange so
betrieben wurde.
Im Bereich des Niederen Drawehn, d.h. des Amtes Lüchow, wurden,
flächendeckend und vermutlich ausschließlich, ab ca. 1820 in
Neubauten nur noch eigenständige Küchenräume mit Rauchglocke über
der Herdstelle gebaut, die sich im Obergeschoß zum Schornstein
verjüngt.
Die bisherigen Erkenntnisse über den Bereich des Amtes Dannenberg
legen nahe, dass hier in der ersten Hälfte des 19.Jh.
schornsteinlose Rauchhäuser mit offenem Herdfeuer im Flett üblich
waren. Damit wäre die im 18.Jh. auch hier vorhandene und zumindest
in Umbauten nachweisbare Küchenstube wieder durch die „ältere“
Form des Rauchhauses mit offenem Herdfeuer im Flett abgelöst
worden, ein ungewöhnlicher Rückschritt in der Entwicklung der
bäuerlichen Lebenskultur.
Erhaltene bauzeitliche Bauteile
Bis auf die massiven Traufwände ist das Gebäude fast gesamt
bauzeitlich erhalten.
Umbauten
Einbau eines Schornsteins zu bisher ungeklärtem Zeitpunkt,
Modernisierung mit Einbau einer Trennwand zwischen den
unterschiedlich genutzten Dielenbereichen 1976.
Bauzeitliche Raumstruktur
Es handelt sich um ein Vierständerhaus in orts- und zeittypischer
Bauweise, das heißt:
Das Vierständergerüst endet mit der Herdwand, der Wohnteil ist als
Wandständerbau in Stockwerksbauweise angefügt, der Walm fällt an
dem Sparrengebinde über der Herdwand an.
Im Erdgeschoß des Wohnteils befinden sich vier Räume, das
Obergeschoß ist ungeteilt und wird von einer Lehmwickeldecke
abgeschlossen, es hat drei bauzeitliche Fenster aber Zugang nur
über eine Klappe in der Herdwand. Eine Nutzung hat hier, wenn
überhaupt, nur als Kornboden stattgefunden, der allerdings vor
Einführung des Maschinendruschs völlig überdimensioniert gewesen
sein dürfte.
Feuerstelle/Herdraum
Die ursprüngliche Lage des Herdfeuers kann sicher am Ende der
Diele im Flett angenommen werden. Dielenfachwerk, Deckenbalken und
Dachsparren sind rußgeschwärzt, das Obergeschoß im Wohnteil nicht,
lediglich im unmittelbaren Bereich der Zugangsklappe sind Wand und
Decke geschwärzt, da hier durch die schlecht schließende Klappe
der Rauch eindringen konnte.
Zusammenfassung
Das Gebäude ist Typisch für viele andere Gebäude seiner Zeit und
belegt eine eigenständige Entwicklung und besondere ortstypische
Ausbildung des Hallenhauses im Amt Dannenberg im 19.Jh.
Besonders interessant ist die gute Belegsituation bezüglich der
Feuerstelle.
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