Vorbildliche Sanierung 2017

Herrenmühle, auch Sarchemer Mühle genannt
Hitzacker
Eigentümer: Familie Teben
Die Jury:
Kerstin Duncker, Ralf Pohlmann, Jürgen Weinhold, Ilka Burkhardt-Liebig

Restaurierung und Umnutzung einer Scheune im Zusammenhang des Gesamtanwesens einer historischen Wassermühle
 

Die Plakette ging an die Eigentümer, die mit der Sanierung eines nicht unter Denkmalschutz stehenden Nebengebäudes einen ersten Schritt zur Sanierung des Anwesens vorgenommen haben und insbesondere regionale und wieder verwendete Baustoffe eingesetzt haben. Die denkmalgeschützte Mühle selber soll in einem zweiten Schritt saniert werden.
Die Wassermühle schaut auf eine Geschichte zurück, die in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert beginnt. Erstmals erwähnt wurde die Mühle 1658. Das Gebäude wie es sich heute erhalten hat, stammt aus dem Jahr 1679. Meister Johann Schultze aus dem Amt Lüchow übernahm die Mühle 1678 in sehr baufälligen Zustand. Im darauf folgenden Jahr errichtete er den bis heute erhaltenen Bau. Die Mühle blieb bis 1920 in Betrieb, zuletzt als Schrotmühle.

Auf dem Auszug der Verkopplungskarte aus dem Jahr 1827 ist neben dem Mühlengebäude mit Mühlenstau, in östlicher Richtung ein weiteres kleineres Mühlengebäude mit einem dritten Mühlrad zu erkennen. Dieses Gebäude ist heute nicht mehr vorhanden genauso wie ein (recht großes) Gebäude, welches in nördlicher Richtung stand. Die ebenfalls nördlich gelegene Scheune ist erhalten geblieben.

Familie Teben erwarb das Anwesen 2013 und begann zunächst mit der Planung für die Umnutzung der nicht denkmalgeschützten Scheune.
In eine zweiten Bauabschnitt wurde an der Stelle des ebenfalls nördlich gelegenen Gebäudes ein Nebengebäude (Werkstatt, Abstellräume, PKW) errichtet. Bei der Errichtung wurde auf eine ortstypische Kubatur und die Verwendung ortstypischer Baustoffe geachtet.

Für 2018 ist die Instandsetzung der Herrenmühle geplant, um weiteren Wohnraum für die 3. Generation der Familie zu schaffen. In diesem Zusammenhang haben die Eigentümer ein hausforscherisches Gutachten von Dr. Dirk Wübbenhorst anfertigen lassen. Das Wissen über die historische Bausubstanz wird den Blick auf das Gebäude verändern. Entscheidungen, die für die neue Nutzung des Gebäudes erforderlich sind, können fundiert getroffen werden.

Bereits dieses planvolle Umgehen mit der historischen Bausubstanz kann als vorbildlich bezeichnet werden. Anstelle sich nur eines Gebäudes anzunehmen, hat Familie Teben die Nutzungsintensität auf mehrere Gebäude verteilt. So kann die Herrenmühle im kommenden Jahr wieder bewohnt werden, ohne das hierfür beispielsweise das Dachgeschoss ausgebaut werden muss.

Bei der Umnutzung der nördlich gelegenen Scheune zum Wohnhaus der Familie Teben wurde die historische Struktur des Hauses aufgegriffen, die vorhandenen Baumaterialien wurden geborgen und wieder verwendet. Für das darüber hinaus erforderliche Material wurde konsequent darauf geachtet auf zweitverwendetes Material (Dachpfannen, Mauerziegel, Altholz, Ausstattungselemente wie z. B. Türen) zurückzugreifen. Wenn der Einsatz von neuem Material erforderlich war, wurde möglichst auf regionale Produkte zurückgegriffen. So hat Familie Teben beim Bau der Fenster darauf bestanden, dass diese aus heimischem Eichenholz aus der Göhrde gearbeitet wurden. Dieses Vorgehen ist in vielerlei Hinsicht vorbildlich, im Sinne des Erhaltes der historischen Baukultur, im Sinne der zeitgemäßen, regionalen Baukultur und im Sinne der Nachhaltigkeit.

Der Prozess des Bauens erfordert Teamarbeit. Vorbildliche Ergebnisse können nur erreicht werden, wenn Bauherren, Architekt und Handwerk Hand in Hand arbeiten. Genannt seien an dieser Stelle das Architekturbüro Ö.CONTUR mit Christof Luther-Mosebach für die Entwurfs- und Ausführungsplanung und die Holzwerkstatt Hohenvolkfien mit Isaac Centurier für die Bauleitung und Bauausführung.

Dieser Prozess ist in Hitzacker gelungen. Familie Theben, hat diesem Kleinod wieder Leben eingehaucht und einen Ort für ihre Familie aber auch für die nachfolgenden Generationen erhalten.

Kerstin Duncker
Göttien, den 09. September 2017